FÄCHER

Europabildung in den sprachlichen Fächern*

Der Unterricht von Erst-, Zweit- und Fremdsprachen eignet sich in besonderem Maße zur Erschließung der Geschichte, Kunst, Literatur, Lebensräume, Politik und Wirtschaft der Großregion. Tagespolitische Themen können ebenso aufgegriffen wie Kenntnisse über verschiedene Regionen vertieft werden.

 

Die altsprachlichen Fächer wie Latein und Altgriechisch behandeln historische, kulturelle und philosophische Themen, die sowohl im Kontext der europäischen Geschichte als auch in der pluralistischen Gesellschaft der Gegenwart von Bedeutung sind.

 

Der Unterricht von modernen Sprachen wie Französisch, Deutsch, Luxemburgisch, Niederländisch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Polnisch, Hebräisch, Arabisch, Russisch, Türkisch, Japanisch und Chinesisch fördert neben der Vertiefung von regionalspezifischen Kenntnissen vor allem den Aufbau von Kommunikations- und Dialogfähigkeit. Die Großregion ist von Sprachenvielfalt gekennzeichnet, und Schüler:innen können sich mithilfe von Mehrsprachenkompetenzen besser in der mehrsprachigen Gesellschaft sowie im grenzüberschreitenden Austausch zurechtfinden. Zudem können Fremdsprachen auch eine Außenperspektive auf die eigene Region oder Europa ermöglichen.

 

Sprachkompetenzen verbunden mit transnationaler Berufsorientierung erweitern die Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsperspektiven. Partizipation auf lokaler, nationaler und transnationaler Ebene sowie Weltoffenheit und Perspektivenwechsel können durch Schulpartnerschaften, Austauschprogramme und grenzübergreifende Veranstaltungen und Wettbewerbe in der Großregion gefördert werden.

 

Der Sprachunterricht bietet zudem die Möglichkeit, verschiedene Blickwinkel auf alltagsnahe Themen, aktuelle, politische Themen, Aspekte des Zusammenlebens und sprachpolitische Angelegenheiten zu werfen und diese zu reflektieren. Hierzu einige Beispiele:

  • Freundschaft, Identitäten an der Grenze, Zukunftsträume in der Großregion
  • Nachhaltigkeit, Globalisierung, Digitalisierung, Sicherheit in der Großregion
  • Migration, soziale Ungleichheit, Stereotype
  • Umgang mit Minderheitensprachen, Sprache & Macht, Mehrsprachigkeit und Sprachgebrauch in der Großregion

 

Hier finden Sie einige Unterrichtsanregungen:

 

Brieffreundschaften

 

Brieffreundschaften fördern sprachliches, soziales und interkulturelles Lernen. Diese können beispielsweise zwischen Klassen verschiedener Regionen der Großregion etabliert werden. Nachrichten können ebenso mittels herkömmlicher Briefe wie auf Sozialen Medien oder per E-Mail ausgetauscht werden. Persönliche Treffen (Austauschtreffen, gemeinsame Exkursionen) mit der Partnerklasse können die Motivation erhöhen, den Kontakt über einen längeren Zeitraum zu pflegen.

 

Aufwachsen in der Großregion

 

Wie ist es, im Saarland oder der Wallonie aufzuwachsen? Haben Jugendliche in Rheinland-Pfalz und Luxemburg die gleichen Wünsche und Träume für die Zukunft? Was machen junge Leute in Lothringen gerne in ihrer Freizeit? Schüler:innen schreiben Texte über ihren Alltag, ihre Hobbys oder Zukunftsträume. Mittels Klassenpartnerschaften werden die Texte an Schüler:innen einer anderen Region weitergegeben. Nach der Lektüre der Texte werden diese reflektiert und auf die eigene Lebenswelt bezogen. Ein gemeinsamer Ausflug oder eine Videokonferenz mit der Partnerklasse kann den Abschluss des Themenblocks bilden.

 

Sprache und Beruf

 

Kommunikative und sprachliche Kompetenzen erhöhen Berufschancen in der Großregion. Die Verbindung von Berufsorientierung und sprachlicher Bildung kann durch grenzüberschreitende Firmenbesuche verdeutlicht werden. Hinweise und praktische Tipps zu transnationalen Praktika in der Großregion liefert das Projekt Sesam’GR.

 

Kinder- und Jugendliteratur

 

Literatur eignet sich, um kreativ mit Sprache und Bildern zu arbeiten, sprachliche Strukturen verstehen zu lernen, den Wortschatz zu vertiefen und Spannungsbögen in Texten zu entdecken. Was liest man in anderen Teilen der Großregion? Kinder- und Jugendliteratur kann in der Originalsprache, in einer Übersetzung oder sprachvergleichend gelesen werden. Manche Bücher kommen auch ohne Worte aus. Darstellendes Spiel/Theater, mündliche oder schriftliche Texte fördern im Anschluss die Sprachproduktion und Diskussion in einer oder mehreren Sprachen.

 

Literatur aus Frankreich:

  • Le petit Nicolas (René Goscinny & Jean-Jacques Sempé, 1960, ab 8 Jahren)
  • Le petit prince (Antoine de Saint-Exupéry, 1943, ab 9 Jahren)
  • Le temps des miracles (Anne-Laure Bondoux, 2009, ab 13 Jahren)
  • Je préfère qu’ils me croient mort (Ahmed Kalouaz, 2011, ab 13 Jahren)

Weitere Werke:

 

Französischsprachige Literatur aus Belgien:

  • Akim court (Claude Dubois, 2012, ab 5 Jahren)
  • Bonhomme (Claude Dubois & Sarah V., 2017, ab 6 Jahren)
  • Rosie et Moussa (Michael de Cock & Judith Vanistendael, 2018, ab 8 Jahren)
  • Premier chagrin (Eva Kavian, 2011, ab 11 Jahren)
  • Terminale terminus (Thierry Robberecht, 2010, ab 13 Jahren)

Weitere Werke:

 

Literatur aus Luxemburg:

  • Den Eppes (Jhemp Hoscheit, 2013, luxemburgisch, ab 4 Jahren)
  • Muschkilusch (Guy Rewenig, 1990, luxemburgisch, ab 7 Jahren)
  • Schacko klak. Biller aus der Kandheet (1935-1945) (Roger Manderscheid, 1988, luxemburgisch; deutsche Übersetzung: Tschako Klack. Bilder einer luxemburgischen Kindheit (1935-1945), 1997) 

Weitere Werke:

 

Deutschsprachige Literatur: 

  • Anton taucht ab (Milena Baisch & Elke Kusche, 2010, ab 8 Jahren)
  • Ein Buch für Hanna (Mirjam Pressler, 2011, ab 12 Jahren)
  • Tschick (Wolfgang Herrndorf, 2010, ab 13 Jahren)
  • Elefanten sieht man nicht (Susan Kreller, 2012, ab 14 Jahren)

Weitere Werke:

 

Beispiele für fremd- und mehrsprachige Theaterübungen (Deutsch als Fremdsprache, Französisch) zu Max & Moritz, Hänsel & Gretel und Münchhausen findet man hier:

 

Mehrsprachig recherchieren

 

Tagespolitische Themen bieten Anlass, mehrsprachig zu recherchieren. Wie wird in Luxemburg über die Pandemie berichtet und in der Wallonie über aktuelle Konflikte? In welchen Regionen der Großregion liest man über die Fridays for Future-Bewegung oder das Thema Digitalisierung? Fremd- und Mehrsprachenkompetenzen ermöglichen einen erweiterten Blick in der Informationsbeschaffung. Dazu können (Online-)Zeitungen, Homepages von Organisationen und Blogs ebenso herangezogen werden wie Nachrichtenkanäle.

 

Einige Nachrichtenseiten für die Recherche finden Sie hier:

 

Sprachen der Großregion kennenlernen

 

QuattroPole hat einen Leitfaden herausgegeben, der helfen soll, sich in den Sprachen Französisch, Deutsch und Luxemburgisch besser zu verständigen. Im Unterricht kann dieser verwendet werden, um Neugier auf andere Sprachen zu wecken. Ebenso kann man das Entdecken neuer Sprachen mit dem Dokumentieren und Reflektieren der eigenen Sprachkompetenzen und Sprachbiographie verbinden. Hierzu eignet sich beispielsweise das Europäische Sprachenportfolio.

 

Sprachenportfolio: 


* Der Text orientiert sich an: Busch, M. & Frisch, J. (2019). Orientierungs- und Handlungsrahmen für das übergreifende Thema "Europabildung in der Schule". Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Hg.). Ludwigsfelde.