FÄCHER

Europabildung in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern*

Die Erschließung der europäischen Dimension im Unterricht bildet einen zentralen Bestandteil des Unterrichts in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern – darunter fallen Geschichte, Politik sowie Fächer mit geographischen, (sozial-) wirtschaftlichen und philosophischen Inhalten.

 

Insbesondere Geschichte als ein auf die Vergangenheit und ihre Vergegenwärtigung bezogenes Lehrfach vermittelt Schüler:innen Einsicht in die europäische Historie und die Erzählungen eines gemeinsamen kulturellen Erbes. So stehen das „Verständnis der Entstehung, Entwicklung und der Beziehungen der europäischen Staaten und ihrer Gesellschaften sowie der Überwindung von nationalistischer Konfrontation, Krieg und Terror im Zuge der europäischen Versöhnung […] und deren Wertschätzung als beispiellose historische Integrationsleistung"1; vielfach im Fokus des Unterrichts. Häufig dient die thematische Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichte in diesem Zusammenhang als Scharnierstelle zwischen Nationalgeschichte und Weltgeschichte.

 

 

Gelegenheiten, in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern europäische Bezüge herzustellen, finden sich zudem in Schulfächern mit ethischen, religiösen oder philosophischen Inhalten. Dabei lassen sich Fragen nach der „Gestaltung des gesellschaftlichen Zusammenlebens in transnationaler und kultureller Vielfalt, der Bedeutung gemeinsamer Werte, ethischer Prinzipien und Grundrechte in einer europäischen Gemeinschaft, dem Umgang mit Vorurteilen und Stereotypen, dem Verhältnis von Staat und Religion sowie die europäischen Traditionen von Humanismus und Aufklärung“2 als mögliche Schwerpunkte im Unterricht behandeln.

 

Auch europäische Naturräume sowie politische, wirtschaftliche und rechtliche Bezüge und Ordnungssysteme bilden Grundlagen der fächerbezogenen Auseinandersetzung mit Europa.

 

Damit Schüler:innen die komplexen europäischen Verflechtungen sowie gesellschaftliche und politische Konflikte und Entscheidungsprozesse durchdringen und erfassen können, ist es von zentraler Bedeutung, politische Entwicklungen in anderen europäischen Gesellschaften sowie deren Sichtweisen multiperspektivisch und kontrovers im Unterricht abzubilden. Gleichzeitig sollten das Spannungsverhältnis sowie die Verschränkung nationaler, europäisch-transnationaler und internationaler Problembearbeitung beständig in die unterrichtliche Betrachtung einbezogen werden, um so die Ambivalenzen eines kosmopolitischen Europas zwischen Weltoffenheit, Universalität und Partikularität, Begrenzung und Regionalität zu reflektieren.3

 

Auch in der Großregion finden sich eine Vielzahl praktischer Lerngelegenheiten und Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Durch die spezifischen Bedingungen der Großregion können junge Menschen die europäische Idee dort in besonderer Weise im alltäglichen Nahraum erleben und zentrale Handlungskompetenzen für die europäische Lebenswirklichkeit entwickeln.

 

Zur Auseinandersetzung mit der europäischen Geschichte bieten sich in der Großregion beispielsweise folgende regionale Lernorte an: 

  

Ein Besuch in Verdun

 

Die Schlacht um Verdun ist im kollektiven Bewusstsein zum Symbol des erbitterten Kampfs zwischen deutschen und französischen Truppen im Ersten Weltkrieg geworden. Verdun ist heute aber auch Symbol der möglichen und beispielhaften Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Völkern.

 

Neben dem Welt-Friedenszentrum (Centre Mondial de la Paix), der unterirdischen Zitadelle (Citadelle souterraine) sowie den Baudenkmälern der Stadt können auch die Schlachtfelder des rechten Ufers (rive droite) und die Schlachtfelder an der Maas besucht werden.

  

Die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert 

 

Das Dokumentations- und Begegnungshaus informiert über die Geschichte des Konzentrationslagers Hinzert im Zweiten Weltkrieg und erinnert an die Schicksale der Häftlinge aus verschiedenen Ländern – darunter zahlreiche aus der Großregion. 

 

Das Kultur- und Naturerbe der Großregion

 

In der Großregion finden sich mehr als 20 UNESCO-Welterbestätten. Dazu zählen die Echternacher Springprozession in Luxemburg, die Römischen Baudenkmäler in Trier, der Beffroi de Namur in der Wallonie, die Völklinger Hütte im Saarland oder die Place d'Alliance in Nancy.

 

Die außergewöhnlichen Stätten und Kulturlandschaften spiegeln so die vielseitige europäische Geschichte in der Großregion wider.

 

 


* Der Text orientiert sich an: Busch, M. & Frisch, J. (2019). Orientierungs- und Handlungsrahmen für das übergreifende Thema „Europabildung in der Schule“. Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Hg.). Ludwigsfelde.

LITERATUR

1 Kultusministerkonferenz (KMK), (Hg.) (2020). Europabildung in der Schule. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 08.06.1978, i. d. F. vom 15.10.2020. (S. 9)

2 Busch, M. & Frisch, J. (2021). Handreichung für das übergreifende Thema Europabildung. Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) (Hg.), Ludwigsfelde. (S. 10)

3 Busch, M. & Frisch, J. (2021). Handreichung für das übergreifende Thema Europabildung. Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) (Hg.), Ludwigsfelde. (S. 10)